PVM2019: Neue Vorgehensmodelle in Projekten – Führung, Kulturen und Infrastrukturen im Wandel
Unter dem Leitthema „Neue Vorgehensmodelle in Projekten – Führung, Kulturen und Infrastrukturen im Wandel“ veranstalten die beiden Fachgruppen Projektmanagement und Vorgehensmodell die zweitätige Konferenz PVM. Als Sonderthema wurden dieses Jahr Beiträge zum Thema Produktmanagement in einem eigenen Track zugelassen.
Beschreibung
In einem Umfeld von rasantem Technologiefortschritt und Exponentialwachstum digitaler Geschäftsmodelle wird das Lösen von Problemstellungen zunehmend herausfordernder. Die Digitalisierung von Produkten und Produktionsprozessen verändert die Anforderungen an die Fähigkeiten von Unternehmen und Mitarbeitern. Beispielsweise kann sich kaum ein Produkt oder eine Dienstleistung Fragen der IT-Security entziehen, sodass entsprechende Lücken in den Arbeitsprozessen und Qualifikationen der Mitarbeiter erkannt und geschlossen werden müssen.
Die Umsetzung digital transformierter Geschäftsmodelle impliziert ein neues Arbeiten in Projekten, das mit weiterentwickelten Vorgehensmodellen und neuen Settings für die Projektarbeit einhergeht. In einer erweiterten Betrachtung eines gesamten Produktmanagementzyklus stellt sich darüber hinaus die Frage, welche Herausforderungen und Lösungsansätze in vorgelagerten Phasen der Produktgenerierung bzw. nachgelagerten Phasen des Produktmanagements in diesem Kontext entstehen. Die diesjährige PVM-Tagung erweitert vor diesem Hintergrund das Fachprogramm entsprechend.
Im Hauptthema „Neue Vorgehensmodelle in Projekten“ wird aufgearbeitet, inwiefern Entwicklungen und Trends im Kontext der so genannten digitalen Transformation bereits zu einem neuen Arbeiten im Projekten geführt haben.
Tagungsreihe
Die PVM ist die etablierte wissenschaftliche Konferenz für Projektmanagement im deutschsprachigen Raum. Die Fachgruppe Projektmanagement veranstaltet die Tagung gemeinsam mit der Fachgruppe Vorgehensmodelle. Die beiden Konferenztage beginnen jeweils mit einem Keynote-Vortrag und umfassen spannende Fachvorträge, welche den Reviewprozess erfolgreich durchlaufen haben.
Zusätzlich haben wir auf der Konferenz eingeladene Vorträge des Future Tracks, bei denen neue Ansätze und zukunftsgerichtete Thesen vorgestellt und im Auditorium diskutiert werden.
In den Open-Space-Workshops kann aktiv in den Dialog von Wissenschaftlern und Praktikern eingestiegen werden. Sehr willkommen sind eigene Themen und Fragen zu Projekten und Herausforderungen aus der Praxis der Teilnehmer.
Mit den Kompaktbriefings, d.h. ein Format zur Grundlageneinführung in aktuelle Einzelthemen des Projektmanagements, bieten wir einen Schulungsteil an, welcher von den Teilnehmern ohne Mehrkosten besucht werden kann.
Einreichung von Beiträgen
Einreichungen sind bis zum 15.06.2019 erwünscht. Informationen im Call for Paper.
Programm
Keynotes
- "The Offrock" und das "Agile Value Team Game" - Agile Werte einführen und reflektieren (Stefan Hilmer, Elisabeth Mette)
- Komplexe Systeme mit Systems Engineering realisieren - Wie wichtig Systems Thinking dabei ist und warum es nicht von heute auf morgen erlernt werden kann. (Lydia Kaiser)
Vorträge
- Coaching on the Job bei Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus - Wissenslücken schließen zur Weiterpflege modernisierter IT-Anwendungen (Masud Fazal-Baqaie, Jan-Niclas Strüwer, David Schmelter und Stefan Dziwok)
- Die doppelte Crux in Digitalisierungsprojekten – Eine spielerische Annäherung (Urs Andelfinger)
- "Compliance: Umgang mit dem Agilen Feind!? (Philipp Diebold und Frank Simon)
- Das Wertbeitragscontrolling als Anreicherung bestehender Vorgehensmodelle des Software Engineerings (Sarah Seufert, Tobias Wulfert und Reinhard Schütte)
- Assessment of Agile Culture (Pascal Guckenbiehl und Sven Theobald)
- Agile for agile - new ideas for the transformation of student projects (Juliane Siegeris und Helena Barke)
- Software-Entwicklung im Lichte kultureller Unterschiede (Gerhard Chroust)
- Ganzheitliche (System-)Modellierung mit Hilfe des Artefaktmodells (Markus Dr. Brandstätter, Veronica Haber, Tamara Hofmann, Kim Steinkirchner und Christian Bühler)
- Methoden, Chancen und Risiken hybrider Projektmanagementvorgehensmodelle (Martina Blust)
- Architekturorientiertes Vorgehensmodell zur Umsetzung von Business-Analytics-Projekten (Markus Linden und Frank Navrade)
- Einführung von digitalen Technologien in KMU – Vorgehensmodell und Technology Evaluation Canvas (Tobias Rieke und André Sardoux Klasen)
Future Track
- Wissen in IT-Projekten: Wissensmanagement war gestern. Voneinander Lernen ist heute. (Denis Cikes und Nail Akrouti)
- Coworking als progressives Arbeitsmodell – Transfer der Erfahrungen in Kreativbranchen (Martin Engstler und Viktoria Pepler)
- Beyond Badges und Leaderboards – Playable User Stories zur Verbesserung des Requirements Engineering (Axel Kalenborn und Peter Weiland)
- DiPA-Die Digitale Projekte App (Arne Schneikart, Marc Sihling und Dirk Israel)
- Lean-Prinzipien in Projekten – Grundlagen des Lean Project Managements (Claus Hüsselmann und Bert Leyendecker)
- Ansätze aus dem Prozessmanagement für das Management von IT-Projekten (Kristina Birn)
- Open Digital Assistant Framework – ein quelloffenes Framework für projektbasierte digitale Assistenten (Aglika Yankova und Olaf Resch)
- Was (bisher) fehlt um Apps sicher zu entwickeln? --- Prozesse, Werkzeuge und Schulungen für sichere Apps by Design (Katharina Altemeier, Matthias Becker, Stefan Dziwok, Thorsten Koch und Sven Merschjohann)
- Entwicklung eines gestaltungsorientierten Vorgehensmodells für interdisziplinäre Digitalisierungsprojekte (Pascal Meier, Jan Heinrich Beinke und Frank Teuteberg)
- Projekte agiler Organisationsentwicklung – Agiles Change-Management (Alexander Krieg)
Kompaktbriefings / Schulungen
- Canvas to go -Eine visuelle Facilitation- und Moderationsmethode für die Projektarbeit (Bernhard Schloß)
- Agilität erlebnisorientiert vermitteln (Philipp Diebold)
- Scrum ausprobieren mit LegoScrum (Tobias Freitag)
Open-Spaces-Workshops
- Die Themen der Open Spaces bringen Sie als Teilnehmer ein. Nutzen Sie die Gelegenheit ihre Fragen zu aktuellen Projekten oder Herausforderung zu stellen.
- Auch Rückfragen zu Methoden/Vorgehensweisen oder Detaildiskussionen zu den Vorträgen sind willkommen.
- Diskutieren Sie mit anderen Teilnehmern und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Bericht
Tagungsbericht
Prof. Dr. Martin Engstler, Sprecher der GI-Fachgruppe Projektmanagement (WI-PM)
Bereits zum sechsten Mal führten die GI-Fachgruppen Projektmanagement (WI-PM) und Vorgehensmodelle (WI-VM) in Kooperation mit der Fachgruppe IT-Projektmanagement der GPM e.V. und erstmals auch in Kooperation mit der GI-Fachgruppe Software Produktmanagement die zweitägige Fachtagung „Projektmanagement und Vorgehensmodelle“ (kurz: PVM) durch. Gastgeber der PVM 2019 war die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) am Standort Lörrach. Das Tagungsprogramm kombinierte in bewährter Weise ein wissenschaftliches Fachprogramm, Erfahrungsberichte aus der Praxis, Future Tracks zu neuen Methoden und Konzepten, Kompaktbriefings für Einsteiger und begleitende Open Spaces für die vertiefende Diskussion vor Ort. Mit rund 120 Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Studierenden der DHBW in Lörrach war die zweitägige Fachtagung in Lörrach gut besucht und unterstreicht die Bedeutung der PVM-Reihe. Die eingeladenen studentischen Teilnehmer konnten zudem einen Einblick in die GI und die Arbeit von GI-Fachgruppen zu erhalten, ganz im Sinne der Nachwuchsförderung der GI.
Zusammenfassung der Vorträge und Diskussionen auf der PVM 2019
Unter dem Leitthema „Neue Vorgehensmodelle in Projekten – Führung, Kulturen und Infrastrukturen im Wandel“ diskutierten die Tagungsteilnehmer der PVM 2019, inwiefern Entwicklungen und Trends im Kontext der so genannten digitalen Transformation bereits zu neuen Vorgehensmodellen bzw. veränderten Arbeitsformen im Projektgeschäft geführt haben. Dabei wurde deutlich, dass die Umsetzung digital transformierter Geschäftsmodelle ein neues Arbeiten in Projekten erfordert, das mit weiterentwickelten Vorgehensmodellen und neuen Settings für die Projektarbeit einhergeht. Die vielfältigen Vorhaben im Kontext des digitalen Wandels schließen hierbei stets auch veränderte oder neue Geschäftsmodelle mit ein, die eine erweiterte Betrachtung der Projektarbeit im Kontext des gesamten Produktmanagementzyklus erfordern. Dazu werden u. a. moderne Methoden und Ansätze aus dem Business-Umfeld in die Vorgehensmodelle integriert bzw. werden diese zu einem erweiterten Digitalisierungsmodell ausgebaut. Auf Ebene der eingesetzten Arbeitsmittel wird eine weitgehende Durchgängigkeit der Denkweisen (z.B. agiler Wertekanon) und Methoden über die Projektphasen hinweg angestrebt. Beispielhaft zu nennen sind die heute weit verbreiteten Darstellungsformen einer Canvas, die als Business Model Canvas für die Geschäftsmodelle und als Projekt Canvas für die Projektumsetzung genutzt werden. Neben den Gemeinsamkeiten in der Darstellungsform unterstützt auch der integrative Betrachtungsansatz, der den Canvas-Darstellungen zu Grunde liegt, fördert dies die Durchgängigkeit der interdisziplinären Denk- und Arbeitsweisen über den gesamten Produkt- und Projektlebenszyklus. Auch auf kultureller Ebene und in den Führungskonzepten verbindet der formulierte Anspruch an eine angemessene Agilität im Handeln die am Prozess der digitalen Transformation beteiligten Akteure unterschiedlicher Disziplinen. Die gemeinsame Arbeit an Lösungen für und im Prozess der digitalen Transformation erfordert ein agiles Mindset der Beteiligten, darin waren sich die Experten auf der PVM 2019 einig. Weiterentwickelte Vorgehensmodelle mit entsprechenden Arbeitsmittel und Infrastrukturen können die notwendige Sicherheit im agilen Arbeitsprozess fördern, die den Freiraum für den Entwurf kreativer Lösungen eröffnet. Auf kultureller Ebene sind vor allem wertschätzende Haltungen gegenüber allen Projektbeteiligten gefordert. Dies geht mit einer ausgeprägten Selbstreflexionsfähigkeit auf Team- und Individualebene einher und fördert die wichtigen Lernprozesse im digitalen Wandel. Durch Infrastrukturen für moderne Arbeitsweisen im Kontext „Arbeit 4.0“ (z.B. progressive Arbeitsmodelle wie Coworking oder Innovation Labs) werden die agilen Arbeitsformen unterstützt und zu Ankerpunkten der digitalen Transformationsprojekte. Die Zukunft der Arbeit hat im Projektmanagement schon längst begonnen und ist Treiber der Digitalisierung, so das Fazit der PVM 2019.
Best Paper Award der Fachgruppe Vorgehensmodelle
Der diesjährige Best Paper Award wurde an Pascal Guckenbiehl und Sven Theobald für ihren Beitrag „Assessment of Agile Culture“ verliehen. Herzlichen Glückwunsch!
Tagungsband
Der Tagungsband der PVM 2019 wurde in den GI Lecture Notes in Informatics (Band P-298) veröffentlicht:
Linssen, O.; Mikusz, M.; Volland, A.; Yigitbas, E.; Engstler, M.; Fazal-Baqaie, M.; Kuhrmann, M. (Hrsg.): Projektmanagement und Vorgehensmodelle 2019. Neue Vorgehensmodelle in Projekten – Führung, Kulturen und Infrastrukturen im Wandel, Lecture Notes in Informatics (LNI) - Proceedings, Volume P-298, Bonn: Gesellschaft für Informatik und Köllen 2019 (ISBN 978-3-88579-692-3, ISSN 1617-5468)