PVM2018: Der Einfluss der Digitalisierung auf Projektmanagementmethoden und Entwicklungsprozesse
Unter dem Leitthema der digitalen Transformation wurden von Wirtschaft und Politik vielfältige Projektinitiativen gestartet. Mit innovativen IT-Lösungen (z. B. Cloud Technologien, Internet of Things, Big Data, Künstliche Intelligenz, Augmented Reality, Robotik, UX-Designpatterns etc.) will man zukunftsorientierte Lebens- und Arbeitssituationen schaffen. Die Digitalisierungsstrategien verbinden hierbei aktuelle technologische Trends mit neuen Geschäftsmodellen, bei deren Umsetzung auch weitere Einflussfaktoren aus Politik und Gesellschaft (z.B. Folgen der neuen EU Datenschutz Grundverordnung) zu beachten sind.
Veranstaltungsort
FOM Hochschule für Oekonomie & ManagementToulouser Allee 53
40476 Düsseldorf, Deutschland
Beschreibung
Das Management der Digitalisierungsprojekte erfordert daher einen inter- und transdisziplinären Projektansatz, der Kompetenzen und auch Arbeitsweisen und Modelle verschiedener Disziplinen verbindet und dabei agile Denkmuster als Grundlage für experimentelle Lernprozesse erlaubt.
Die Digitalisierung der Produktionsprozesse stellt auch die Industrie vor neue Herausforderungen. Durch die wachsenden Ansprüche an die Funktionalität steigt die Komplexität der eingesetzten Software stetig. Nicht nur durch die zunehmenden Berichte über industrielle Security-Vorfälle nimmt die Sensibilisierung für Notwendigkeit für Industrial Security zu. Immer mehr Unternehmen erkennen hier den Bedarf ihre Vorgehensmodelle zu optimieren, um weiterhin hochqualitative, sichere Software schnell zu entwickeln.
Themen
Im Mittelpunkt der Fachtagung steht die Frage, welche Projektmodelle, Methoden und Instrumente für die komplexen Digitalisierungsprojekte bereits nutzbar sind und wie diese für inter- bzw. transdisziplinären Projekte zu erweitern sind.
Um dieses vielfältige Thema im Spannungsfeld zwischen Academia und Praxis zu diskutieren, wurden Beiträge insbesondere zu den folgenden Fragestellungen besprochen:
- Inter- und transdisziplinäre Projektmodelle für Digitalisierungsprojekte
- Systemische Ansätze für vernetztes Lernen in Projekten
- Innovative Arbeitsumgebungen für Digitalisierungsprojekte (Labs, Coworking)
- Rollenkonzepte und Entscheidungsinstanzen in transformativen Projekten
- Kundenintegrationsmodelle in Projekten (z. B. Open Innovation Ansatz)
- Auswirkung von agiler bzw. hybrider Projektstrukturen auf die Projektsteuerung
- Trends und Prognosen für Vorgehensmodelle und Projektmanagement (Ausblick)
- Security by Design
- Teamzentrierte Vorgehensmodelle (z.B. Agile, Lean Development, DevOps)
Tagungsreihe
Die PVM ist die etablierte wissenschaftliche Konferenz für Projektmanagement im deutschsprachigen Raum. Die Fachgruppe Projektmanagement veranstaltet die Tagung gemeinsam mit der Fachgruppe Vorgehensmodelle. Die beiden Konferenztage beginnen jeweils mit einem Keynote-Vortrag und umfassen spannende Fachvorträge, welche den Reviewprozess erfolgreich durchlaufen haben.
Zusätzlich haben wir auf der Konferenz eingeladene Vorträge des Future Tracks, bei denen neue Ansätze und zukunftsgerichtete Thesen vorgestellt und im Auditorium diskutiert werden.
In den Open-Space-Workshops kann aktiv in den Dialog von Wissenschaftlern und Praktikern eingestiegen werden. Sehr willkommen sind eigene Themen und Fragen zu Projekten und Herausforderungen aus der Praxis der Teilnehmer.
Mit den Kompaktbriefings, d.h. ein Format zur Grundlageneinführung in aktuelle Einzelthemen des Projektmanagements, bieten wir einen Schulungsteil an, welcher von den Teilnehmern ohne Mehrkosten besucht werden kann.
Dateien
Programm
Die beiden Konferenztage beginnen jeweils mit einem Keynote-Vortrag und umfassen 13 spannende Fachvorträge, welche den Reviewprozess erfolgreich durchlaufen haben. Zusätzlich haben wir auf der Konferenz eingeladene Vorträge des Future Tracks, bei denen neue Ansätze und zukunftsgerichtete Thesen vorgestellt und im Auditorium diskutiert werden. Außerdem haben Sie Gelegenheit, in Open-Space-Workshops aktiv in den Dialog von Wissenschaftlern und Praktikern einzusteigen. Sehr willkommen sind Ihre eigenen Themen und Fragen zu Projektmanagement und hybriden Vorgehensmodellen, die Sie zur Fachtagung mitbringen. Ergänzend zum Fachprogramm werden Kompaktbriefings zu aktuelle Themen des Projektmanagements angeboten.
Keynotes
- Von Prinzipien und Werten zur eigenen Methode – Agiles Denken und Handeln bei einem Maschinenbauer etablieren (Matthias Heinrich)
- Wandel der Vorgehensmodelle im Zeitalter der digitalen Transformation - Warum IT-Projekte agil werden müssen! (Eckhart Hanser)
Fachvorträge
- Per Autopilot zum Projekterfolg? – Einsatzpotenziale Künstlicher Intelligenz im Projektmanagement (Gunnar Auth, Christian Dürk, Oliver Jokisch)
- Open Innovation in einem Innovationspark – Ein Praxisbeitrag (Tim Weingärtner, Christoph Wey
- Erfolgsfaktoren und Misserfolgsfaktoren im Projektmanagement – ein Systematischer Review (Johannes Schopp, Matthias Goeken)
- Management von Digitalisierungsprojekten - eine Bestandsaufnahme (Silke Homann-Vorderbrück, Joachim Sauer, Hinrich Schröder)
- Auswirkungen des Einsatzes hybrider Methoden auf die Projektsteuerung (Joachim Sauer, Kathrin Kurtz)
- Agile – klassisch – hybrid: Ergebnisse einer Expertenbefragung (Maren Sellmann, Ralf Kneuper, Thomas Neunert)
- Turning around the Tanker (Jens Calamé, Sven Euteneuer)
- Hybrides Projektmanagement in KMU mittels adaptiver Softwarelösungen - Konzeption eines kollaborativen und holistischen Self-Service Frameworks (Christian Neu, Tobias Greff, Martina Blust, Christian Seel, Dirk Werth)
- Combining Design Thinking and Agile Development to Master Highly Innovative IT Projects (Leonard Przybilla, Maximilian Schreieck, Kai Klinker, Christoph Pflügler, Manuel Wiesche, Helmut Krcmar) Implementierung einer Regulatory Technology Lösung bei Finanzinstituten unter Berücksichtigung agiler
- Vorgehensmodelle (Michael Becker, Rüdiger Buchkremer)
- Eine hybride Vorgehensweise zur IT-Projektportfolioplanung (Sandra Stefanie Certa, Can Adam Albayrak)
- Open Innovation durch Online-Plattformen – aber welche? Entwicklung und Evaluation eines Frameworks zur Auswahl und Analyse von Open Innovation Intermediären (Danielle Warnecke, Ingo Heeren, Frank Teuteberg)
- Integrating DevOps within IT Organizations – Key Pattern of a Case Study (Anna Wiedemann, Manuel Wiesche, Heiko Gewald, Helmut Krcmar)
Future Track (Diskussionsbeiträge)
- Implementierung Agiler Praktiken in Geschäftsprozesse (Sabrina Hörner, Anna Schmitt)
- Organisationsstruktur zur Digitalisierung eines Konzerns (Sabrina Benz, Boris Karl Schlein)
- Innovation through Intrapreneurship in Digitization Projects? A Case Study (Anna Feldmann, Frank Teuteberg)
- Agilität in nicht-agilen Unternehmen (Julia Fischer, Christian Schönberg, Thomas Breisig, Andreas Winter)
- Managing Enterprise Architecture in Agile Environments (Fabian Gampfer)
- Die Rolle der internen Kommunikation und deren Einflussmöglichkeiten bei einer agilen Transformation von Organisationen (Melanie Bächler)
- Erfolgreiche agile Projekte benötigen ein agiles Umfeld - Was definiert eine agile Organisation? (Alexander Krieg, Sven Theobald, Steffen Küpper)
Kompaktbriefings (Grundlageninformationen, damit Sie schnell auf Augenhöhe kommen)
- Wirtschaftsspionage – Ihre Daten im Visier fremder Nachrichtendienste (Henning Voß)
- Security by Design (Masud Fazal-Baqaie)
- Agilität in traditionellen Projekten (Holger Timinger)
- Springe vom Wasserfall in die agile Welt (Masud Fazal-Baqaie)
Open Spaces (Diskussion von Teilnehmer-Themen)
- Themen werden durch die Teilnehmer der PVM2018 eingebracht
Bericht
Am 15. und 16. Oktober 2018 führten die GI-Fachgruppen Projektmanagement (WI-PM) und Vorgehensmodelle (WI-VM) in Kooperation mit der Fachgruppe IT-Projektmanagement der GPM e.V. die bereits fünfte Fachtagung „Projektmanagement und Vorgehensmodelle“ (kurz: PVM) durch. Gastgeber war in diesem Jahr die FOM (Hochschule für Oekonomie und Management) in Düsseldorf.
Die PVM hat sich als wichtige Projektmanagement-Fachtagung in Deutschland etabliert. Rund 110 Teilnehmer folgten der Einladung zur diesjährigen PVM2018 nach Düsseldorf. Besonders die Verbindung eines Fachprogramms mit gereviewten Beiträgen aus Wissenschaft & Wirtschaft, die Kompaktbriefings für Einsteiger und der fest im Tagungsprogramm integrierte Erfahrungsaustausch mit zahlreichen Open Spaces wird von den Teilnehmern geschätzt, was sich im durchweg positiven Feedback zur Tagung wiederspiegelt.
Leitthema: Die Digitalisierung und die Implikationen für das Projektmanagement
Unter dem Leitbegriff der Digitalisierung werden Politik und Wirtschaft vielschichtige Ansätze vorangetrieben, die sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft nachhaltig verändern werden. Digitalisierungsstrategien verbinden hierzu aktuelle technologische Trends mit innovativen Geschäftsmodellen. Damit verbundene Umsetzungsprojekte können nur in erweiterten inter- und transdisziplinären Projektmodellen realisiert werden, bei denen agile Denkmuster die Grundlage für experimentelle Lernprozesse bilden. Zugleich gilt es zudem die komplexen Herausforderungen der hierzu notwendigen Transformationsprozesse in den Unternehmen und Projekten zu beherrschen.
Im Mittelpunkt der PVM2018 stand die Frage, ob die voranschreitende Digitalisierung einen Einfluss auf die Projektmanagementmethoden und Entwicklungsprozesse hat bzw. ob hierfür gegebenenfalls neue Ansätze zu entwickeln sind. Auf den Prüfstand gestellt wurden insbesondere die heute vorhandenen Projektstrukturen und Vorgehensmodelle, mit denen die steigende Komplexität in der Lösungsentwicklung- und Umsetzung heute und morgen beherrscht werden sollen. Durch den bereits eingeleiteten Wandel von traditionellen („ergebnisgetriebenen“) zu modernen („lösungsgetriebenen“) agilen Ansätze im Projektmanagement, wurde in den letzten Jahren eine gute Basis für die Beherrschung der neuen Herausforderungen in Digitalisierungsprojekten geschaffen, die auch Umsetzung disruptiver Ansätze ermöglicht. Ob dies ausreicht und wie die handelnden Akteure hierauf vorbereitet sind, wurde in den Fachbeiträgen und Future Tracks sowie den Open Spaces auf der PVM2018 auf verschiedenen Ebenen eingehend diskutiert.
Beide Konferenztage wurden jeweils mit einer Keynote eröffnet. Am ersten Tag vermittelte Matthias Heinrich (Manager Digital Solutions, GEA Westfalia Separator Group GmbH) mit seinem Vortrag „Von Prinzipien und Werten zur eigenen Methode – Agiles Denken und Handeln bei einem Maschinenbauer etablieren“ einen Einblick in die Praxis der agilen Produktentwicklung. Neben der Auswahl geeigneter Methoden, die heute in hinreichender Zahl und Güte vorhanden sind, bedarf es vor allem auch eines clever moderierten Prozesses, um die Potenziale der Digitalisierungsvorhaben erfolgreich zu heben, so das Fazit seines Beitrags.
Den zweiten Konferenztag eröffnete Prof. Dr. Eckhart Hanser (DHBW Lörrach und Sprecher der GI-Fachgruppe WI-VM) mit der Keynote „Warum IT-Projekte agil werden müssen“. Mit einer Zeitreise durch die Geschichte der Vorgehensmodelle seit 1970 bis heute, d.h. vom Wasserfallmodell bis zu agilen bzw. hybriden Ansätzen, veranschaulichte er den Wandel der IT-Projekte und zeigte, dass es nicht nur einen zeitlichen, sondern auch einen kausalen Zusammenhang gibt zwischen Digitaler Transformation und der Entstehung agiler und hybrider Vorgehensmodelle. Dadurch ist die Branche heute auch für disruptive Ansätze überwiegend gut gerüstet. Er blickte anlässlich des 25-jähriges Bestehens der GI-Fachgruppe Vorgehensmodelle auf deren wichtige Beiträge in diesem Fachgebiet zurück und dankte allen, die sich in diesen Jahren hier engagiert haben.
Das Hauptprogramm beider Konferenztage umfasste dreizehn Expertenbeiträge aus Wissenschaft und Praxis, die in einen Review-Prozess mit einem Double Review-Verfahren ausgewählt wurden. Der fachliche Diskurs über Vorgehensmodelle und Projektmanagementansätze für Digitalisierungsprojekte umfasste eine erste Bestandsaufnahme zum Stand des Managements von Digitalisierungsprojekten in den Unternehmen und vertiefte verschiedene Facetten des Themenfelds über den gesamten Projektzyklus. Zur Beschreibung eines modernen Innovationsverständnisses wurden Methoden des Innovationsmanagements bzw. Open Innovation in Digitalisierungsprojekten vertieft und Erfahrungen mit Kombinationen von Innovationsmethoden wie Design Thinking mit agilen Entwicklungsansätzen reflektiert. Ergänzend dazu wurden Rahmenkonzepte wie agile bzw. hybride Konstruktionsmuster und damit verbundene Projektsteuerungsansätze untersucht, sowie neue Kooperationsmuster, wie z. B. kollaborative Frameworks in adaptiven Entwicklungsprojekten oder DevOps-Ansätze, vertieft. Dabei wurde auch kritisch hinterfragt, ob neue Ansätze wie die Künstliche Intelligenz bei der Wahl des Vorgehensmodells oder auch im Projektmanagement selbst eingesetzt werden können und welche Potenziale damit zu heben sind. Abgerundet wurde der fachliche Diskurs mit Beiträgen zu den zu beachtenden Rahmenbedingungen in der Umsetzung, seien es formale bzw. regulatorische Grenzen oder Erfolgsfaktoren und Hürden bei der Umsetzung der Digitalisierungsprojekte in Unternehmen. Dabei ist dem Faktor Mensch auch in Zukunft besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Wie in den Vorjahren vergab die Fachgruppe Vorgehensmodelle einen Best Paper Award für einen herausragenden Beitrag der PVM2018. Ausgezeichnet wurde der Beitrag „Erfolgsfaktoren und Misserfolgsfaktoren im Projektmanagement“ von Johannes Schopp und Matthias Goeken.
Ergänzend zu den Beiträgen im Hauptprogramm lieferten die sieben ausgewählten „Future Track-Vorträge“ wertvolle Impulse und adressierten hierbei insbesondere die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben in den Unternehmen. Im Mittelpunkt standen hierbei Fragen der organisatorischen Verankerung von Digitalisierungsprojekten, Herausforderungen bei der Umsetzung agiler Ansätze in Geschäftsprozessen und neuer IT-Architekturen, die Rolle von Intrapreneuren bei diesen Digitalisierungsinitiativen und die Ausgestaltung der internen Kommunikation bei konkreten Digitalisierungsprojekten in den Unternehmen. Die Impulse wurden teils mit aktuellen Studienergebnissen bzw. Designs für geplante vertiefende Studien diskutiert und durch praktische Erfahrungsberichte bereichert.
Nun zum zweiten Mal wurde das Tagungsprogramm durch die so genannten „Kompaktbriefings“ zu aktuellen Methoden des Projektmanagements (z.B. Agilität in traditionellen Projekten, Übergang vom Wasserfall in die agile Welt, Security by Design und Wirtschaftsspionage) ergänzt.
Abgerundet wurde das Programm durch eine Führung im Medienhafen der Stadt Düsseldorf und das traditionelle, gemeinsames Konferenz-Dinner am ersten Tagungsabend. Am zweiten Tag fanden außerdem die Treffen der beteiligten Fachgruppen der GI und GPM statt.
Die Fachgruppen Vorgehensmodelle und Projektmanagement (beide GI) und die Fachgruppe IT-Projektmanagement (GPM) bedanken sich bei den Sponsoren und insbesondere bei der FOM in Düsseldorf für die Bereitstellung der Tagungsräume und die hervorragende Unterstützung der Tagungsdurchführung.
Der Tagungsband wurde in den GI Lecture Notes in Informatics (Band P276) veröffentlicht:
Mikusz, M.; Volland, A.; Engstler, M.; Fazal-Baqaie, M.; Hanser, E.; Linssen, O. (Hrsg.): Projektmanagement und Vorgehensmodelle 2018. Der Einfluss der Digitalisierung auf Projektmanagementmethoden und Entwicklungsprozesse, Lecture Notes in Informatics (LNI) - Proceedings, Volume P286, Bonn: Gesellschaft für Informatik und Köllen 2018
(ISBN 978-3-88579-680-0, ISSN 1617-5468)